Was ist Agenda Setting?
"[The press] may not be successful much of the time in telling the people what to think, but it is stunningly successful in telling its readers what to think about."
Bernard C. Cohen, 1963
Wir haben Professor Dr. Andreas Schelske von der Jade Hochschule Wilhelmshaven zum Thema „Agenda Setting“ interviewt (April 2011). Er erklärt, worum es sich beim Agenda Setting handelt:
Definition
Die Theorie des Agenda Settings beschreibt, wie bestimmte Themen von den Massenmedien favorisiert werden, wohingegen andere Themen nicht in den Medien auftauchen. Die Medien setzen damit einige Themen höher auf die Agenda als andere. Dadurch werden die Medienkonsumenten direkt beeinflusst: Die Menschen denken über Themen, die in den Medien auftauchen eher nach, als über Themen, die dort keine Erwähnung finden.
„Die Massenmedien legen fest, welche Themen die Rezipienten auf die Tagesordnung setzen […]“
Uta Rußmann: Agenda Setting und Internet, Verlag Reinhard Fischer: München 2007, Seite 43
Google und Agenda-Setting
Google betreibt nicht in der klassischen Form Agenda Setting, da kein Mensch für die Auswahl der Internetseiten verantwortlich ist. Das Ranking wird durch einen Algorithmus festgelegt, der sämtliche Seiten im Internet nach bestimmten Kriterien in eine gewisse Reihenfolge bringt und damit das Ranking bestimmt. Da dieser Algorithmus jedoch von Menschen geschrieben ist, kann man durchaus behaupten, dass auch Google Agenda Setting betreibt.
Die drei Ebenen des Agenda-Settings
Media-Agenda-Setting (Tagesordnung der Medien)
Das Media-Agenda-Setting betrachtet, durch welche Funktionalitäten und Technologien, welche Themen in den Medien ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Suchmaschinen arbeiten beispielsweise mit gewissen Algorithmen, die eine Sortierung der Websites zu einem bestimmten Suchbegriff vorgeben.
Policy-Agenda-Setting (Tagesordnung des politischen Lebens)
Das Policy-Agenda-Setting untersucht die Themen, die auf der politischen Agenda stehen. Die Massenmedien spielen dabei eine besondere Rolle.
Public-Agenda-Setting (Tagesordnung der Öffentlichkeit)
Beim Public-Agenda-Setting wird untersucht, welche Themen in der breiten Öffentlichkeit eine Rolle spielen. Dabei werden in der Wissenschaft die folgenden drei Wirkungsmodelle unterschieden (es soll hier versucht werden, die Modelle auf das Agenda Setting bei Suchmaschinen anzuwenden):
- Awareness-Modell: Da ein Thema in den Medien auftritt, wird das Publikum darauf aufmerksam. Bei Suchmaschinen greift dieses Modell nicht: Das Publikum muss erst konkret nach einem Begriff suchen, um Ergebnisse zu erhalten, es ist also schon auf den Begriff aufmerksam geworden.
- Salience-Modell: Da ein Thema in den Medien unterschiedlich hervorgehoben wird, beachtet das Publikum ein Thema unterschiedlich stark. Bei Suchmaschinen greift dieses Modell, wenn einige Websites zu einem Thema häufiger vertreten sind als andere oder durch andere Kenntlichmachungen hervorgehoben werden.
- Priority-Modell: Die breite Öffentlichkeit übernimmt die Rangfolge der Themen in den Medien. Bei Suchmaschinen zeigt dieses Modell ebenfalls eine Wirkung: Webseiten (und somit Themen), die in Suchmaschinen auf höheren Platzierungen auftauchen, werden vom Publikum stärker wahrgenommen als Webseiten auf hinteren Platzierungen.
(Vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Agenda_Setting)
(Vgl.: Studie zum Thema Agenda Setting, „Krankenkasse“, 2010)