Ergebnisse Teil 1
Aus Platzgründen werden die Forschungsergebnisse an dieser Stelle nur auszugsweise dargestellt. Eine ausführliche Dokumentation und Auswertung aller Ergebnisse findet Ihr hier zum Download. Die Ergebnisse werden zunächst neutral präsentiert. Eine Interpretation und Bewertung der Ergebnisse erfolgt jeweils am Ende jedes Absatzes unter der überschrift "Bewertung der Hypothese".
Ergebnisse zu Hypothese 1
"Wenn bei der Suchmaschine Google nach dem Begriff Atomkraft gesucht wird, dann wird der Begriff Atomkraft in mindestens zwei Dritteln der Suchergebnisse negativ erwähnt."
Hier wurde der Kontext, in dem das Wort Atomkraft genannt wurde, in ein Bewertungsschema von eindeutig negativ bis eindeutig positiv eingeordnet. Negative Zusammenhänge stehen hier für eine kritische Erwähnung des Suchbegriffs und positive dementsprechend für befürwortende Tendenzen. Nach diesen Vorgaben wurden die Kurzbeschreibung der Suchergebnisse, sowie die jeweiligen Zielseiten (Landing Pages) auf ihre Wertungstendenzen untersucht. Der Untersuchung liegt eine Grundgesamtheit von 407 Kurzbeschreibungen und 530 Zielseiten zu Grunde. Es wurden mehr Zielseiten erfasst, da nicht alle Suchergebnisse, wie Bilder oder Videos eine Linkbeschreibung enthalten.
Die Auswertung der Inhaltsanalyse zeigte, dass fast die Hälfte der Linkbeschreibungen (49,4 %) einen negativen Bezug aufweist. Bei den Zielseiten handelt es sich sogar um mehr als die Hälfte: Hier wurde der Kontext in 57,4 Prozent der Fälle als negativ bewertet.
Wertungstendenzen der Linkbeschreibungen (n=407) und Zielseiten (n=530) im Zeitraum vom 01.11.2010 bis 30.11.2010
*Summe aus eindeutig positiv und eher positiv bzw. eindeutig negativ und eher negativ
Die Hypothese ist nicht bestätigt. Der Suchbegriff wird weder auf den Zielseiten noch in den
Linkbeschreibungen in weniger als zwei Drittel der Ergebnisse in einem negativen Kontext genannt.
Bewertung zu Hypothese 1
Auch wenn die Hypothese nicht bestätigt werden konnte, bleibt zu erwähnen, dass der Kontext äußerst selten als positiv bewertet wurde. Bei den Zielseiten handelt es sich um 17,7 Prozent und bei den Kurzbeschreibungen lediglich um 9,4 Prozent. Die Google-Suche nach dem Begriff "Atomkraft" scheint den Nutzer im November 2010 somit eher auf Zielseiten mit ablehnender oder neutraler Haltung gegenüber Atomkraft zu leiten.
Ergebnisse zu Hypothese 2
"Wenn bei der Suchmaschine Google nach dem Begriff Atomkraft gesucht wird, dann werden bei den Suchergebnissen die politischen Akteure i. d. R. negativ erwähnt, während die NGOs (Non-Governmental Organization) dagegen eher in einem positiven Kontext genannt werden."
Zur überprüfung der Hypothese wurde untersucht, in welchem Kontext die verschiedenen Akteure, wie politische Parteien oder NGOs, auf den Zielseiten auftreten. Dazu wurden zunächst auf jeder Zielseite die beiden erst genannten Akteure erfasst. Es ergab sich eine Grundgesamtheit von 511 Akteuren. Anschließend wurde der Kontext bezüglich des Themas Atomkraft in ein Bewertungsschema von eindeutig negativ bis eindeutig positiv eingeordnet. Folgende Beispiele sollen das Vorgehen der Codierer veranschaulichen:
Beispiel für eher positiv: „Jürgen Trittin besucht die Atomkraftgegner in Gorleben und versucht ihnen Mut zu machen.“
Beispiel für eher negativ: „Die Bundesregierung möchte die Laufzeitenverlängerung für Kernkraftwerke durchsetzen.“
Somit ist ein positiver Kontext bei dieser Hypothese mit einer ablehnenden Haltung gegenüber Atomkraft gleichzusetzen. Negative Zusammenhänge stehen für eine prinzipielle Befürwortung von Kernenergie. Bei der Betrachtung der Akteure fällt auf, dass bei den NGOs der positive Kontext und bei den politischen Akteuren der negative Kontext dominiert. So wurde der Kontext bei den NGOs in 44 von 64 Fällen als eher positiv bewertet. Bei der Regierung überwiegt mit 80 von 185 Nennungen die Bewertung eher negativ.
Kontext Akteure (n=511) im Zeitraum vom 01.11.2010 bis 30.11.2010
Zur weiteren Auswertung wurden die Akteure "politische Parteien", "Politiker" und "Regierung" unter dem Terminus "politische Akteure" zusammengefasst. Den Studierenden war nun ein direkter Vergleich zwischen NGOs und politischen Akteuren möglich.
Kontext Politische Akteure (n=335) und NGOs (n=64) im Zeitraum vom 01.11.2010 bis 30.11.2010
*Summe aus eindeutig positiv und eher positiv bzw. eindeutig negativ und eher negativ
Die Hypothese ist bestätigt. Während bei den politischen Akteuren der negative Kontext überwiegt,
werden NGOs vor allem in einem positiven Kontext genannt.
Bewertung zu Hypothese 2
Hier wird deutlich: Bei der Google-Suche nach dem Begriff "Atomkraft" taucht die Politik im November 2010 zumeist in einem negativen Kontext auf. Solch ein negativer Zusammenhang ist nach dieser Inhaltsanalyse mit einer Befürwortung von Kernenergie gleichzusetzen. Der politische Kurs der damals schwarz-gelben Regierung scheint sich somit auch in den Suchergebnissen wiederzufinden. Bei den NGOs überwiegt die positive Tendenz, weshalb sich diese Akteure im Beobachtungszeitraum mehrheitlich gegen Atomkraft aussprechen. Da diese Haltung auf die meisten NGOs zutrifft, scheinen die Suchergebnisse auch hier ein Abbild tatsächlicher Verhältnisse zu liefern.
Ergebnisse zu Hypothese 3
"Wenn bei der Suchmaschine Google nach dem Begriff Atomkraftgesucht wird, dann erscheinen überwiegend Suchergebnisse, die auf Seiten mit nur latent aktuellem Bezug verweisen."
Hier wurde der Inhalt der Zielseiten auf seine Aktualität untersucht. Dabei wurden lediglich journalistische Darstellungsformen, wie Newsticker, Kommentare oder Blog-Einträge, betrachtet. Da die Mehrheit der Suchergebnisse keine journalistischen Inhalte aufwies, haben die Studierenden eine Grundgesamtheit von lediglich 125 Zielseiten untersucht. 58 dieser Zielseiten enthielten Inhalte, die bereits drei Tage oder noch älter waren.
Aktualität der journalistischen Inhalte (n=125) im Zeitraum vom 01.11.2010 bis 30.11.2010
Die Hypothese ist bestätigt. Die Google-Suchergebnisse zum Begriff Atomkraft reagieren im November
2010 nur geringfügig auf aktuelle Ereignisse.
Bewertung zu Hypothese 3
Eine informierende Funktion im Sinne tagesaktueller Berichterstattung kann die Suchmaschine nach dieser Untersuchung nicht leisten. Auch wenn die Annahme der Studierenden bestätigt wurde, sollte die Aussagekraft dieser Feststellung nicht allzu hoch bewertet werden. Dies liegt an der im Vergleich zur Gesamtzahl erfassten Zielseiten (530) eher kleinen Grundgesamtheit. Zudem wurden bei dieser Hypothese die Google-News Einträge nicht berücksichtigt. Hätte man diese Verweise zur Grundgesamtheit dazugezählt, wäre die Aktualität sicherlich um einiges höher ausgefallen.
Ergebnisse zu Hypothese 4
"Wenn bei der Suchmaschine Google nach dem Begriff Atomkraftgesucht wird, dann ist der bezahlte Index der Ergebnisseiten primär von den Akteuren der Energiewirtschaft besetzt."
Beobachtet wurden hier die Google AdWords, also die Anzeigen, die sich rechts neben und oberhalb der Suchergebnisse befinden. Es wurde untersucht aus welcher Branche diese stammen und mit welcher Häufigkeit die Anzeigen auftreten. Betrachtet wurde eine Grundgesamtheit von 90 Anzeigen.
Anzeigenbereich bei der Suchmaschine Google (Quelle: www.google.de)
Es wurde deutlich, dass im Anzeigenbereich bei der Suche nach dem Begriff Atomkraft sechs verschiedene Branchen präsent sind. Mit 23 Anzeigen stehen NGOs, die eine ablehnende Haltung gegenüber Atomkraft haben an erster Stelle. Mit wenig Abstand folgen die Branchen Dienstleistung (22), Energie (21) und mit 18 Anzeigen NGOs, die positiv gegenüber Atomkraft eingestellt sind.
Verteilung der Branchen im Anzeigenbereich (n=90) im Zeitraum vom 01.11.2010 bis 30.11.2010
Die Hypothese ist nicht bestätigt. Insgesamt wird der Anzeigenbereich der Suchergebnisse im
Untersuchungszeitraum von keiner Branche dominiert.
Bewertung zu Hypothese 4
Entgegen den Erwartungen der Studierenden waren einige Branchen, wie politische Parteien oder staatliche Institutionen, überhaupt nicht im Anzeigenbereich präsent. Auch die Medien scheinen sich hier kaum über finanzielle Mittel zu positionieren. Auffällig ist, dass es sich pro Branche nur um einige wenige Urheber handelt. Hier scheint demnach eine geringe Fluktuation vorzuherrschen. Die fehlende Präsenz bestimmter Branchen könnte schlichtweg an nicht vorhandenen finanziellen Mitteln liegen. Möglicherweise möchten gewisse Akteure aber auch nicht mit dem Thema Atomkraft in Verbindung gebracht werden.